Wahrnehmungsbias

Führen mit klarem Blick: Bestätigungs- & Rückschau-Fehler erkennen

Wie objektiv sind wir wirklich, wenn wir Entscheidungen treffen?

Gerade Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, in komplexen Situationen schnelle und fundierte Urteile zu fällen. Zwei kognitive Verzerrungen – der Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) und der Rückschau-Fehler (Hindsight Bias) – beeinflussen unsere Wahrnehmung dabei oft stärker, als wir ahnen.

1. Der Bestätigungsfehler – warum wir hören, was wir glauben wollen

Der Bestätigungsfehler beschreibt unsere Tendenz, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie unsere bestehenden Annahmen bestätigen. Führungskräfte sind besonders gefährdet, wenn sie z. B. bei einer Mitarbeiterin ein bestimmtes Verhalten erwarten – und unbewusst nur das wahrnehmen, was dieses Bild stützt. Kritische Hinweise oder abweichende Perspektiven werden ausgeblendet oder abgewertet.

Typische Folgen

Diese verzerrte Wahrnehmung führt zuvoreiligen Urteilen, Stereotypisierung und demotivierenden Entscheidungen. Wer sich dessen bewusst ist, kann gezielt gegensätzliche Meinungen einholen und sich selbst zur Reflexion anregen.

2. Der Rückschau-Fehler – warum alles im Nachhinein so logisch wirkt

Nach Entscheidungen oder Ereignissen neigen wir dazu, deren Ergebnis als vorhersehbar zu interpretieren. Der Rückschau-Bias verführt uns dazu zu glauben, wir hätten es 'besser wissen müssen'. In der Führung zeigt sich das etwa in Bewertungen nach gescheiterten Projekten oder Fehlentwicklungen im Team.

Typische Folgen

Anstatt aus echten Lernmomenten zu schöpfen, entsteht häufig Selbstvorwurf oder übermäßige Kritik an anderen. Das schmälert Vertrauen und Innovationskultur.

3. Was hilft? Vier Impulse für mehr kognitive Klarheit

- Gegenargumente aktiv einholen

Holen Sie gezielt Perspektiven ein, die nicht Ihrer Sichtweise entsprechen. Kolleginnen, Mitarbeitende oder externe Feedbackgeber sehen oft, was Ihnen selbst entgeht.

- Rückblicke klug einordnen

Statt sich (oder andere) im Nachhinein zu kritisieren, fragen Sie: Was konnten wir zu diesem Zeitpunkt realistisch wissen? – So entsteht Lernbereitschaft statt Schuldzuweisung.

- Denkmuster erkennen und benennen

Achten Sie auf wiederkehrende Bewertungen wie „Das war doch klar“ oder „Ich habe es gleich gesagt“. Solche Automatismen sind Hinweisgeber auf blinde Flecken.

- Reflexionsräume bewusst nutzen

Führung braucht nicht immer schnelle Antworten, sondern kluge, nachhaltige Fragen. In Coaching oder Supervision entstehen Räume, in denen Perspektivwechsel möglich und Muster sichtbar werden.

Fazit

Kognitive Verzerrungen sind menschlich – aber nicht harmlos. Wer führt, braucht neben Fachkompetenz auch die Fähigkeit zur mentalen Selbstbeobachtung. Je bewusster wir unsere Wahrnehmung steuern, desto eindeutiger, stimmiger und wirksamer wird unsere Führung.

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